Edwin Kunz Architekt FH SIA
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Öffentliche Bauten

Neubau Kirchenzentrum in Bischofszell

Evangelische Kirchengemeinde Bischofszell
2009 / 2.71 Mio.

Edwin Kunz, Architekt FH SIA, Amriswil
Mitarbeit F. Gantenbein, Gantenbein Brüschweiler Arch. M. Bunzel, L. Ackermann, U. Fäh

Der Nagelpark mit dem Wäldchen und dem Graben bildet seit jeher das Vorland vor der Südfront der Altstadt von Bischofszell und soll auch so erhalten bleiben. Entsprechend ihrer Bedeutung wurde die Johanneskirche frei in dieses Grüngebiet gestellt. Längs der Niederbürerstrasse bildet der Bau einen Abschluss und öffnet sich wie mit der Geste einer offenen Hand zur Altstadt hin.
Für die Stellung des neuen Kirchenzentrums waren diese Überlegungen von Bedeutung. Der neue Baukörper nimmt den Seitenflügel der Kirche auf und führt ihn längs der Strasse bis zum Wäldchen weiter. Es entsteht dadurch ein beidseitig geordneter Strassenraum mit einzelnen Durchblicken in den Park und die Altstadt.

Der Neubau versteht sich als Ergänzung zur Kirche und als harmonische Weiterführung der Anlage, indem er wesentliche Elemente der Kirche aufnimmt und sich in die Situation wie selbstverständlich eingliedert. Er verleugnet dabei aber nicht seine eigene Entstehungszeit und seinen eigenständigen Charakter. Die so entstehende Gebäudegruppe mit ihrer Zwiesprache zwischen Alt und Neu stellt die gesamte Umgebung in einen neuen, spannungsvollen Kontext.
Ein wesentliches Gestaltungsmerkmal ist das von Nord- nach Süd ansteigende Pultdach, das die Dachform der Kirche aufnimmt und den Baukörper prägt. Die spezifische Grundrissform des Baukörpers begründet sich durch die Anbindung an die Niederbürerstrasse und die gleichzeitige Orientierung des Saales auf die Altstadtkulisse durch eine  Abdrehung  aus der Hauptrichtung. Hieraus ergeben sich interessante Raumzuschnitte, die besondere Raumerlebnisse zulassen. Das Dach und gezielt gesetzte Öffnungen in der Fassade verstärken diese Wirkung und lassen den Betrachter die Altstadt, sowie die Umgebung des Nagelparks aus neuen Perspektiven entdecken.

Der Eingang wurde bewusst eingerückt, um eine Überlagerung und Verschmelzung des Gebäudes mit dem Strassenraum zu erzielen. Der dadurch entstehende, geschützte Bereich zieht den Besucher an und heisst ihn Willkommen. Zugleich ist er mit Anbindung an das Foyer Drehpunkt der gesamten Anlage und bietet Raum für Gemeinschaft und Kommunikation vor- und nach den Veranstaltungen.

Die Anlage weist eine klare innere Zonierung in den der Stadt zugewandten Hauptraum, die strassenseitig angeordneten Nebenräume und die dazwischen liegende offene Bewegungs- und Begegnungszone auf. Diese bildet mit den Öffnungen zu den beiden Eingängen, den Zugängen zum Saal und zu den übrigen Geschossen den Kern der Anlage, das Foyer. Ein besonderer und überraschender Raumeindruck wird dabei auch durch die sich verjüngende Wandanordnung erzeugt. Der angrenzende Saal erhält seinen Charakter durch seine grosszügige Glasfassade mit Sicht auf die einmalige Altstadtkulisse sowie durch seine spezielle Dachform.
Das Treppenhaus mit seiner spannenden Geometrie ist ein weiteres eindrückliches Raumerlebnis und bildet die konsequente vertikale Fortsetzung des Foyers. Das OG dient den Mitarbeitern der Kirchgemeinde. Ein Fensterband markiert die Büros und den Unterrichtsraum. Das UG mit Jugendraum, Toiletten-Anlagen und Technik kann direkt von der Niederbürerstrasse über die Treppe am Hintereingang erreicht werden und ist damit unabhängig von den Veranstaltungen im EG nutzbar. Alle Räume sind über die Treppenanlage und den Lift erschlossen, der Rollstuhlgängigkeit garantiert.

Die Gestaltung des Neubaus wurde selbstbewusst, schlicht und entsprechend den ökonomischen Vorgaben entwickelt. Die Gebäudehülle ist sehr gut isoliert und entspricht dem Minergiestandard. Ihre Materialisierung unterstützt die skulpturale Wirkung des Baukörpers.
Die Gestaltung des Gebäudeinnern folgt der Vorgabe im Äusseren. Schlichte Materialien und eine zurückhaltende Farbigkeit lassen den künstlerischen Eingriffen von Ute Klein und den Benutzern des Kirchenzentrums grossen Spielraum. Ute Klein ist es gelungen, auf die reduzierte Architektur eine adäquate Antwort zu finden. Sie verwandelt Foyer und Treppenhaus in einen Farb- und Klangraum.

Die sich an den Liftwänden vom UG bis zum Dach hochziehenden Farbbänder, gleich Erde und Himmel verbindend, dynamisieren und dramatisieren den Treppenraum. Sie leuchten und vereinnahmen als Reflexion die Umgebung.

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